125.000 statt 75.000: Aufenthaltsqualität an der Aller

1. Fährfahrt 2022

Vor 25 Jahren, am 30. April 1997 wurde der 1. im Landkreis Verden ausgeschilderten Radweg, der Aller-Radweg zwischen Verden und Rethem durch die Gemeinden Dörverden und Kirchlinteln eingeweiht. Gleichzeitig wurde die Wiedereinrichtung der Allerfähre Otersen-Westen gefeiert. Ein Vierteljahrhundert später begann am Maifeiertag bereits die 26. Radwander- und Fährsaison und viele kleine und große Radwanderer zog es an die „schwimmende Brücke“ über die Aller vor der herrlichen Kulisse von St.-Annen-Kirche und Amtshaus.

1. Mai 1997: 1.000 Fährgäste wurden mit dem kleinen Holzboot befördert. Foto: Monika Jäger.

Im Schatten von St. Annen gab es schon im 16. Jahrhundert eine Fähr-verbindung, mit einer großen Wagen-Prahmfähre für Pferdegespanne und Weidetiere sowie einem kleinen Ruder-Holzboot als Personenfähre. 1967 endete die Fähr-Historie. Nach 30-jähriger Trennung zwischen den Aller-Dörfern Otersen und Westen wurde am 30. April 1997 das neue Dielenboot aus Eichenholz mit Elektro-Außenborder feierlich in Betrieb genommen – geplant für 3.000 Fährgäste vom 1. Mai bis 3. Oktober nur an den Wochen-enden. Wo sollen 3.000 Fährgäste jährlich herkommen – fragten Skeptiker – und wurden nicht bestätigt, ganz im Gegenteil.

Gut 1.000 Gäste waren es bereits am 1. Mai 1997 und über 8.000 Radwan- derer in der 1. Saison. Jetzt, 25 Jahre später hätten es also 75.000 Gäste sein sollen – fast 125.000 sind es geworden. Diese beeindruckenden Zahlen un-terstreichen auch die Fahrrad-Nutzung in der Naherholung einheimischer Gäste und die Bedeutung des Fahrrades durch Urlauber beim Sanften Tourismus. Durch weitere ausgeschilderte Radwanderwege hat sich der Landkreis zum „Radlerparadies“ entwickelt und auch im Heidekreis erlebt der Radtourismus einen Boom. Im zurückliegenden Vierteljahrhundert hat sich viel getan: Geradelt wird nicht nur mit Muskelkraft, sondern immer mehr Elektro-Fahrräder rollen über die Radwege und auf die Solar-Allerfähre.

Schiffstaufe am 1.5.2000: Die größere Fähre mit Bugklappe erleichterte den ehrenamtlichen Fährleuten die Arbeit. Foto: Archiv HFV Otersen e.V.

Von 1997 bis 1999 musste jedes Fahrrad einzeln mit der Muskelkraft der Fährleute über die Bordwand in das kleine Eichenholz-Boot gehoben werden. Seit 2000 ist eine größere Fähre mit Bug-Klappe im Einsatz, so dass Fahrräder bequem auf die Fähre rollen können.  Unverändert blieb seit 1997 das Antriebs- und Energiekonzept: Ein leiser Elektromotor – ange-trieben von am Allerufer erzeugtem und in der Solarfähre gespeicherten Sonnenstrom sorgt für einen CO 2-freiem Fährbetrieb. „1999 wurde uns in Bonn der Deutsche Solarpreis für Solare Transportsysteme verliehen. Weitere Preisträger in anderen Kategorien waren die ZDF-Umweltredaktion und der Deutsche Bundestag“, erinnert sich Vorsitzender Günter Lühning am Ende seiner 30-jährigen Amtszeit an einen der Höhepunkt in der 25-jährigen Geschichte der Solar-Allerfähre.

„Die Solarfähre ist das Herzstück unseres vor 30 Jahren gegründeten Heimat- & Fährvereins“, betonte Technikwart Karlheinz Bruns am Maifeiertag. „Wir wollen nicht immer mehr und weitere Rekorde, sondern zufriedene Gäste“, so Bruns. Am 1. Mai gab es offensichtlich viele hundert zufriedene Gäste, die auf der Fährwiese an der Aller teilweise mehrere Stunden verweilten. Die Fährleute hatten einen Biergarten mit Tischen und Bänken aufgebaut und die Gäste genossen das trockene, teils sonnige Mai-Wetter. Die Aufenthaltsqualität auf der Oterser Fährwiese wurde in den zurückliegenden Jahren immer weiter verbessert. Viel Lob gab es aus den eigenen Reihen am Wochenende für Schriftführer und Platzwart Rolf Homann, der die Anlage zum Saisonauftakt gut in Schuss gebracht hat.

Die Fährstelle Otersen am 1. Mai 2022 Foto: gl.

Insgesamt drei Schwarzpappeln als typische Bäume in einer Fluss-Auenlandschaft wurden von den Fährleuten gepflanzt. Inzwischen sind diese drei Schwarzpappeln auch Schattenspender. Weidenbüsche umsäumen die Fährwiese und wer hier im Gras oder auf einer der Bänke verweilt, hat einen herrlichen Blick über die Aller und auf St.-Annen-Kirche und Amtshaus. „Seele baumeln lassen“ ist bei uns kostenfrei möglich, werben die Fährleute für das Kleinod an der Aller.

Zum Saisonauftakt sorgten die Fährleute nicht nur für einen reibungslosen Fährbetrieb „mit der Kraft der Sonne und es Ehrenamtes“ sondern auch für Erfrischungsgetränke. Gleich nebenan boten Birgit und Henning Rohde aus Otersen Cocktails am Allerstrand und am nächsten Stand sorgte eine Fleischerei aus Walsrode mit Bratwurst, Schaschlik & Co. für das leibliche Wohl.

Bis zum 3. Oktober sind die Fährleute an jedem Sonnabend von 14 bis 18 Uhr und an jedem Sonn- und Feiertag von 10 bis 18 Uhr aktiv und betreiben die „schwimmende Brücke“ als gute Verbindung zwischen Weser, Aller und Heide. 

Der Fährbetrieb am Maifeiertag (1.5.2022) lief reibungslos. Wenn die Solarfähre voll war, ging es beim nächsten Mal über die Aller.           Foto: gl.

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